CFP: Postkoloniale Popkulturen: Kolonialismuskritik, Dekolonialisierung und #BlackLivesMatter


CFP: Postkoloniale Popkulturen: Kolonialismuskritik, Dekolonialisierung und #BlackLivesMatter

Christoph Vatter und Daniel Winkler bieten für den 13. Kongress des Frankoromanistenverbands in Wien die Sektion “Postkoloniale Popkulturen: Kolonialismuskritik, Dekolonialisierung und #BlackLivesMatter”` an. Bewerben Sie sich und wirken Sie mit!

@https://frankoromanistentag.univie.ac.at/

Diese Sektion untersucht, wie sich der historische Prozess der Dekolonialisierung in den globalen frankophonen Populärkulturen niederschlägt. Sie fragt danach, wie Dynamiken der Alterität neu verhandelt werden und dabei neue Formsprachen hervorbringen. Postkolonialität wird dabei als fließender Prozess verstanden, der deutlich vor der Unabhängigkeit der französischen Kolonien im Mittelmeerraum, im subsaharischen Raum, der Karibik und auf anderen Kontinenten einsetzt und sich bis in die Gegenwart von globalen Protestbewegungen erstreckt, d.h. Alltag und Kulturproduktion transnational durchwirkt.

Unter postkolonialer Popkultur werden hier anschließend an die Cultural Studies einerseits die Massenmedien gefasst, andererseits aber auch breitenwirksame Formen von Protestkulturen von Künstler*innen und Intellektuellen oder kollektive Bewegungen, wie sie aktuell quer über die Kontinente beobachtbar sind. Die Sektion zielt so nicht nur darauf ab, zu untersuchen, wie hegemoniale Verhältnisse in Kulturprodukten repräsentiert werden. Unter Popkulturen werden hier nicht zuletzt auch Alltagskulturen im Sinne soziokultureller Praxen unterschiedlicher sozialer Gruppen verstanden. Gegenstand der Auseinandersetzung sind so Prozesse der affirmativen oder subversiven Aneignung von Kulturprodukten und Lebensstilen, aber auch wie gerade die Bildschirmmedien als machtvolles „Verarbeitungsmedium des Alltags“ regionale und traditionelle Formen der Populärkultur überlagern (Steenblock 2004, 94 f.). Dabei ist im Zuge einer verschärften Globalisierung eine kritische Reflexion darüber verlangt, wie Sub- und Protestkulturen in immer größerer Geschwindigkeit zum Mainstream werden, d.h. in die politische Rhetorik und die Bildsprache der Werbung einverleibt werden bzw. selbst zunehmend zwischen Protest-Attitude und Mainstreaming oszillieren.

Wir gehen daher davon aus, dass sich die globalen Popkulturen mit Blick auf postkoloniale Repräsentationspolitiken im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts regional sehr unterschiedlich wandeln und damit auch sehr unterschiedliche ästhetische Formen hervorbringen. Wir interessieren uns dafür, wie die Popkulturen der globalen Metropolen und Regionen im Spannungsfeld von intellektueller Kolonialismuskritik und politischer Unabhängigkeit, aber auch global verschärfter ökonomischer Hegemonien nach und nach transnational und transmedial transformiert wurden und werden.

Die Gegenstandsbereiche der Sektion reichen dabei von der Populärliteratur und popkulturellen Musik- und Theaterformen über Fotografie, Werbung und Mode, Filme und Serien, Youtuber-, Blogger- und Influencertum bis hin zu Streetart, Gedächtnis- und Demonstrationskultur. So ist die Politik der Repräsentation im Sinn einer kritischen und selbstreflexiven Kulturwissenschaft Ausgangspunkt für die zentrale Fragestellung der Sektion nach der Politik der Form, d.h. wie die unterschiedlich verorteten Prozesse der Dekolonialisierung neue Formensprachen in der Popkultur hervorbringen. In dieser Linie freuen wir uns über Beiträge, die u.a. folgende Fragen in den Fokus nehmen:

Wie kommen bei der Remediatisierung (post-)kolonialer Kulturen Ästhetiken des Fragments, der Hybridisierung und Kreolisierung zum Einsatz? Welche ästhetischen Transfers und Transformationen zeigen sich bei Übersetzungen und Popularisierungen kolonialismuskritischer Schlüsselwerke (u.a. F. Fanon und A. Memmi, A. Césaire und L. S. Senghor, M. Condé, A. Djebar und A. Lemsine)? Auf welche Muster utopischer und dystopischer, chaotischer und apokalyptischer Darstellungen wird in postkolonialen Popkulturen zurückgegriffen? Wie werden Prinzipien serieller Popkultur wie Variation, Wiederholung und Differenz postkolonial angeeignet? Welche Rolle spielen Ästhetizismus und Neobarock, Camp und Trash, Techniken des Copy und Paste bzw. des kulturellen Recyclings im Sinn einer politisch-ironischen Aneignung europäisch-metropolitaner Kunst?

Sektionssprachen sind das Französische und Deutsche.

Bibliographie Dinkel, Jürgen & Dirk van Laak (eds.). 2015. Dossier: Anti/koloniale Filme. WerkstattGeschichte 69. 3–6. Featherstone, Simon. 2013. Postcolonialism and Popular Cultures. In: Huggan, Graham (ed.), The Oxford Handbook of Postcolonial Studies, 380–396. Oxford: University Press. Ḥamāmṣī, Walīd al. (ed.). 2013. Popular Culture in the Middle East and North Africa. A Postcolonial outlook. New York: Routledge. Kelleter, Frank (ed.). 2012. Populäre Serialität. Narration – Evolution – Distinktion. Zum seriellen Erzählen seit dem 19. Jahrhundert. Bielefeld: transcript. Letourneux, Matthieu (ed.). 2016. Belphégor. Littératures populaires et culture médiatique 14 (Sérialités). http://belphegor.revues.org/647. Letourneux, Matthieu. 2017. Fictions à la chaîne. Littératures sérielles et culture médiatique. Paris: Seuil. Mbembe, Achille. 2014. Afrofuturisme et devenir-nègre du monde. Politique africaine 4. 121–133. Nederveen Pieterse, Jan. 1992. White on Black. Images of Africa and Blacks in Western Popular Culture. New Haven/London: Yale UP. Sarr, Felwine. 2016. Afrotopia. Paris: Philippe Rey. Steenblock, Volker. 2004. Kultur oder die Abenteuer der Vernunft im Zeitalter des Pop. Leipzig: Reclam. Storey, John. 2008. Cultural Theory and Popular Culture. An Introduction. Harlow: Pearson.

Les résumés n’excèdent pas 500 mots (sans bibliographie). La soumission des résumés se fait à l’aide du formulaire téléchargeable sur le site web du Congrès, en langue française ou allemande, à envoyer jusqu’au 15 janvier 2022 (date limite) à l’adresse suivante : christophvatter@gmail.com et daniel.winkler@uivie.ac.at. Les notifications d’acceptation seront envoyées avant le 28 février 2022.

Die Einreichungen haben eine Länge von höchstens 500 Wörtern (ohne Bibliographie). Für die Einreichungen wird die Vorlage verwendet, die auf der Wiener Webseite des Kongresses verfügbar ist, in französischer oder deutscher Sprache; sie sollen bis zum 15. Januar 2022 an die folgende Adresse geschickt werden: christophvatter@gmail.com und daniel.winkler@uivie.ac.at. Über die Annahme wird bis 28. Februar 2022 informiert.

Mehr Infos auf die Webseite der Universität Wien